Legasthenie

Was Eltern tun können (2)

Einige Eltern könnten versucht sein, ihrem legasthenen Kind das Lesen und Schreiben selbst beizubringen. Davon ist aus verschiedenen Gründen abzuraten. Aber es gibt zum Glück Alternativen.

LegasthenietherapeutInnen lernen in ihrer Ausbildung normalerweise nicht die Rechtschreibregeln kennen. Im Idealfall kennen sie diese bereits. Ihnen werden aber die Tücken und Zusammenhänge bestimmter Rechtschreibphänomene nähergebracht. Hinzu kommen natürlich die Diagnostik, die Interpretation der unterschiedlichen Fehler, eine Sensibilisierung für die Legasthenie begünstigende Voraussetzungen, diverse Methoden und vieles Mehr. All das könnten Eltern selbstverständlich auch (in einer meist mehrjährigen Ausbildung) lernen, allerdings unterrichten selbst erfahrene LegasthenietherapeutInnen ihre Kinder äußerst selten selbst.

Auch auf die Gefahr hin, mich an dieser Stelle bereits zu wiederholen, möchte ich nochmal betonen, dass das Kind zu Hause Kind sein soll. Zu Hause braucht es Verbündete und Unterstützung bei den Aufgaben, die es aus Schule und Lerntherapie bekommen hat, keine weiteren Aufgaben, keine weiteren LehrerInnen. Helfen Sie gerne Ihrem Kind bei den Hausaufgaben und üben Sie bitte auch gerne mit ihm.

Aber: Lassen Sie sich hier doch einfach mal von Ihrem Kind belehren. Lassen Sie sich die schwierigen Aufgaben, die es bekommen hat, zunächst vom Kind erklären, bevor Sie sie mit ihm üben oder Sie diese überprüfen. Und wenn Sie sich unsicher bezüglich der Ausführung sind, fragen Sie bei der Person, die die Aufgabe vergeben hat, ruhig nach.

Das Kind als LehrerIn bietet viel Raum für gemeinsames Üben und Verbundensein. Es darf zeigen, was es bereits gelernt hat und beim Erklären prägt es sich durch die Wiederholung ein, was es noch festigen muss, nebenbei lernt es durch die Nachfragen des Gegenübers auch, welche Tücken im Gelernten lauern und was es besonders zu beachten gilt. Und es darf auch gerne einmal stolz darauf sein, etwas vor Ihnen verstanden zu haben. Denn oftmals mangelt es LegasthenikerInnen an den für den Selbstwert so wichtigen Erfolgserlebnissen.

Zu guter Letzt kann es auch für die Eltern den einen oder anderen kleinen Aha-Moment geben, wenn sie sich mal wieder in die Rolle des Kindes versetzen, und vielleicht zu einem besseren Verständnis dazu führen, wie sich ihr Kind womöglich beizeiten fühlt.